Streuobstprojekt – eine Chance für die Region
Auszug aus dem „SonntagsWochenBlatt“ vom 16.7.2000
Döllingen (SWB). Traditionell wird … seit 1880 Obstanbau betrieben. Doch schon kurz nach der Wende war eine negative Entwicklung zu verzeichnen. Teilweise fielen ganze Baumreihen der Säge zum Opfer, denn es waren ganz neue Bedingungen für die Vermarktung des Obstes entstanden.
Der Biologische Arbeitskreis Bad Liebenwerda (BAK) versuchte, …, Einfluss auf diese Entwicklung zu nehmen, um so viele Kirschbäume und -allen wie möglich zu schützen. Das geschah nicht nur, um den guten Ruf der Region, sondern auch um das seit Jahrzehnten landschaftsprägende Bild, das so typisch ist für diesen Raum, zu erhalten.
Doch was versteht man eigentlich unter „Streuobstwiese“? Traditionelle Formen des Obstanbaus, bei denen Hochstämme verschiedener Obstarten und -sorten, Alters- und Größenklassen auf Grünland stehen und den Eindruck vermitteln, als ob die Bäume zufällig über die Wiese „gestreut“ seien. Streuobstwiesen mit einer gleichmäßigen Altersverteilung, einer guten räumlichen Durchmischung und Höhenschichtung haben einen enormen ökologischen Wert. Mindestens 320 verschiedene Tierarten und 450 Pflanzenarten kommen auf einer Streuobstwiese vor.
Im Januar 1994 fassten einige Mitglieder des Biologischen Arbeitskreises den Entschluss, die Sache selbst in die Hände zu nehmen und pachteten eine 1 ha große, völlig verwilderte Obstanlage mit 120 ca. 35 Jahre alten Kernobstbäumen und brachten diese in mühsamer Arbeit wieder in Ordnung und Nutzung. Landschafts- und umweltgerechte Landnutzungsformen zu erhalten und weiterzuentwickeln und gesunde Naturprodukte zu erzeugen war das eigentliche Ziel. Um auch andere zur Nachahmung zu bewegen, beteiligte man sich mit dem Projekt am Umweltpreis des EE-Kreises.
Auf über 6 ha wurden die bewirtschafteten Obstanlagen in Döllingen in den Folgejahren erweitert. Über 350 Hochstammapfelbäume (vor allem alter regionaler Sorten) sowie 35 Birnenbäume wurden neu- bzw. nachgepflanzt.
Doch Obstanbau ohne Ökonomie, nur um die Bäume zu erhalten, ist volkswirtschaftlich nicht vertretbar und so wurden Wege zur Vermarktung des Obstes gesucht und gefunden. So verarbeiteten zum Beispiel die Obstkeltereien Reichard/Hohenseefeld (1996) und Rolla/Hosena (1997) 12 bzw. 20 Tonnen Äpfel in extra Chargen zu einem hochwertigen naturreinen Apfelsaft.
Jedoch waren die Anstrengungen bei Anbau, Verarbeitung und Vermarktung in ehrenamtlicher Arbeit nicht mehr zu bewältigen und so wurden Partner in der Gemeindevertretung Döllingen und in der Schradenfrucht GmbH Gröden gefunden. Im Hinblick auf die Gemeindevertretung beschloss die Gemeindevertretung Döllingen im Jahre 1996, ihren Ort zur Streuobstgemeinde zu entwickeln.
Noch in diesem Jahr ist in Döllingen die Fertigstellung eines pomologischen Schaugartens geplant. Dort sollen dann rund 135 verschiedene Obstsorten zu sehen sein.